Amalgam-Allergie - Stellungnahme der DKG

Autoren: (amtierender Vorstand der DKG 1994)
veröffentlicht in: Dermatosen in Beruf und Umwelt 42, 74 (1994)

Autoren:

  • Priv.-Doz. Dr. med. Th. Fuchs, Göttingen
  • Frau Prof. Dr. med. G. Bäurle, Nürnberg
  • Prof. Dr. med. W. Aberer, Graz
  • Prof. Dr. med. P. Frosch, Dortmund
  • Dr. med. K.P. Peters, Erlangen
  • Prof. Dr. med. G. Richter, Dresden

 

Der Vorstand der Deutschen Kontaktallergie-Gruppe (DKG) nimmt die in den letzten Monaten zum Teil sehr emotional geführte Diskussion zur Amalgam-Allergie (Quecksilber-Allergie) zum Anlaß zu folgender Stellungnahme:
Quecksilber-Allergien können Ausdruck einer Typ-IV-Allergie (Kontaktallergie) sein. Epikutantestungen mit den verschiedenen Quecksilber-Verbindungen zum Nachweis einer Typ-IV-Allergie zeigen wechselhafte, nicht immer reproduzierbare Ergebnisse. Der Epikutantest sollte mit standardisiertem Quecksilber(II)-amidchlorid in Vaseline (1 %) und Amalgam in Vaseline (5 %) durchgeführt werden. Zu fordern sind eine 24- bzw. 48-h-Expositon sowie Spätablesungen (mindestens 72 h). Wegen vielfältiger morphologischer Reaktionsmöglichkeiten ist die Testung nur von erfahrenen, dermatologisch versierten Allergologen durchzuführen. Zur Beurteilung einer Testreaktion sind Kenntnisse über die Testmodalitäten erforderlich. Jeder Eintrag in einen Allergie-Paß ist hinsichtlich der klinischen Relevanz des Testbefundes zu präzisieren. Sind eindeutige allergische (ekzematöse) Reaktionen auf anorganisches Quecksilber(II)-amidchlorid (1 % Vas.) und/oder Amalgam (5 % Vas.) im Epikutantest nachweisbar, dann ergeben sich hieraus drei mögliche Folgerungen:
Es bestehen keine charakteristischen klinischen Bilder wie Kontaktstomatitis, Gingivitis, Lichen ruber der Mundschleimhaut, rezidivierende aphthöse Veränderungen: die Amalgam-Füllungen können belassen werden.

Eine der genannten Diagnosen besteht, und es erscheint ein zeitlicher bzw. topographischer Zusammenhang mit einer Amalgam-Versorgung möglich: Die Füllungen sollten ersetzt werden. Auch sollte jeder weitere Kontakt mit Quecksilber-Verbindungen unterbleiben.
In den sehr seltenen Fällen von urtikariell-exanthemischen oder akuten ekzematösen Hauterscheinungen, die in unmittelbarerm zeitlichen Zusammenhang mit neuen Amalgam-Füllungen auftreten und unter adäquater Therapie innerhalb weniger Wochen nicht abheilen, ist gleichermaßen zu verfahren.
Bei einer zukünftigen Kavitäten-Versorgung ist in jedem Fall vorsichtshalber auf Amalgam zu verzichten.

Allergische Reaktionen auf Phenylquecksilberborat oder -acetat oder auf andere organische Quecksilber-Verbindungen (z.B. Thiomersal) sind allenfalls vage Hinweise, daß auch eine Allergie gegen anorganisches Quecksilber vorliegen könnte. Dies bedarf aber der Bestätigung durch Teste mit den eingangs genannten Substanzen. Bleiben diese negativ, ergeben sich keine Konsequenzen. Die alleinige Vorlage eines Allergie-Passes mit dem Hinweis auf eine Quecksilber-Allergie ist nicht ausreichend, um den Kostenersatz für alternative Füllungen zu begründen.